5 .. 4 .. 3 .. 2 .. 1


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Ohne Titel, 2011
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31 Dezember 2011


Vor ein paar Tagen muss jemand die Gitterstäbe im Eingang zur Grotte zersägt haben. Wir klettern hinein.
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30 Dezember 2011


Ich komme des Weges als I. mit großem Rucksack und in Begleitung die abgebrochene Tanne inspiziert, die bis vor kurzem noch recht abenteuerlich auf einem der kleineren Steine gewachsen war. Beim Quartier sitzen wir unter Baum und Plane und I. sagt, heute sei sein Geburtstag. Für Feuer ist es zu feucht, doch der perfekte Gastgeber hält Brennspiritus zum Teekochen bereit. Bald schon entlockt die Dunkelheit den Uhus ein Duett und der Begleiter erzählt, zweimal sei ihm ein Uhu begegnet: Einer sei auf Igeljagd beim Toilettenhäuschen gewesen (am helligten Tag), ein weiterer sei herbeigeflogen wie er ihn oben vom Stein gerufen hatte. Vor zweidrei Jahren sei das gewesen.

Später auf dem Rückweg, rechts die Lichter der Stadt, schräg über uns die Mondsichel. Für ein paar Meter packt I. die Flöte aus und spielt ein paar Takte.
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28 Dezember 2011


»War es natürlich, dass er nicht mehr in die alter Heimat und noch nicht in die neue gehörte? Muss, wer die Fronten wechselt, durchs Niemandsland?« (Bernhard Schlink, Liebesfluchten)
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25 Dezember 2011


Tatsächlich, die Tür zum Turmfelsen ist offen. Lange nicht mehr oben gewesen.
Sonnenwende wa viel gute Energie und Freunde, schreibt I.
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24 Dezember 2011


Oben auf dem Stein ist niemand doch dann überrascht mich sein Blick vom Fenster im Fels gegenüber – der Weg dorthin ist sonst durch die schwere Metalltür versperrt. Später erzählt er, die Tür sei nur angelehnt gewesen. Als ich den Weg zwischen den Steinen hindurch laufe, sehe ich ihn in brauner Kapuzenjacke dastehen und auf die Felsen gucken. Weiter gehe ich bis zu den Waldstufen wo ich mich umschaue; er steht noch da. Am Stein mit dem kleinen Geländer mache ich halt, derweil hat er den gleichen Weg eingeschlagen, stellt sich hin nur ein paar Meter von mir entfernt. Durch die Bäumen brechen ein paar Sonnenstrahlen, er dreht sich um und sie fallen ihm ins Gesicht.
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21 Dezember 2011



Kensington Park. London, 2009
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11 Dezember 2011


Bei A. in der fast neuen Wohnung ist Advent und alles strahlt im richtigen Licht am richtigen Platz. Sie sei gut im Potemkinsche Dörfer bauen, sagt sie als die anderen Gäste weg sind. (Berlin)
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7 Dezember 2011


Jut, alles Klärchen – so der Handwerker am Telefon.
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6 Dezember 2011


»Aber kehren wir zurück in die Horner Gefilde, verlassen wir den Laden durch die Schiebetür mit dem interessanten Einwegspiegel, gehen wir vorbei am ›Brotschneideraum‹ und am ›Telefonkabuff‹ und treten wir ein in die Küche. Das Wort Küche charakterisiert den Raum übrigens in völlig unzutreffender Weise, da er ganz andere Funktionen erfüllte. Das einzige, das dort mal auf dem Herd stand, waren Papas Töpfe mit schmelzender Schokolade oder Gelantine. Nein, dieses Zimmer war ein Ort des Rückzugs und der Erholung. Hier traf man oft auf Papa mit einem Topf Kaffee vor sich (auf dem ›Der Chef hat immer recht‹ stand), einer Zigarette in der Hand und einem T-Shirt mit der Aufschrift ›Wir sind klasse‹.« (Ellen Schaffner, 1999)
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5 Dezember 2011


Der Fahrer wird ein wenig nervös und hatte das bisschen Gras aus der Hosentasche schnell in den Schuh geschoben. In den Kofferraum wollen sie schauen. Zigaretten, Drogen, Altkleider, Heizöl im Tank, danach hielten sie Ausschau, gibt einer der beiden Beamten bereitwillig Auskunft. (A2, Zollkontrolle)
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4 Dezember 2011


Nun ist der Wald ganz blattlos und das Kassenhäuschen auch sonntagnachmittags nicht besetzt. I. ist auf halber Höhe des Treppenfelsens um die Absperrung geklettert, hielt sich für einen Moment nur am Geländer fest und hing in der Luft. Ich steckte müde im Wollmantel und fühlte mich unabenteuerlich also blieben wir auf halber Höhe stehen. Am Fuß der Steine wurde dem alten Wolf das Warten bald zu lang, beschwerlich kam er die Stufen herauf. Dann sind wir noch ein Stück über den Kamm gelaufen bis I. den Weg zu seinem Waldquartier einschlug. Das Holz war klamm und das kleine Feuer qualmte erstmal verdächtig doch bald schon gab es Ingwertee. (Externsteine)
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2 Dezember 2011

Hier sähe es aus wie im Märchenwald, sagt der linke Buchhändler als wir bei Herford von der Autobahn abbiegen und die Gogo-Tänzerin auf dem Beifahrersitz meint, dass sie solche kurvigen Strecken am liebsten fahre. (Mfg Berlin–Bielefeld)
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1 Dezember 2011

Sehr lässig eine Kippe zwischen den Lippen, so verlassen die drei die U-Bahn. (Berlin)
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19 November 2011

Dort liegt eine Decke auf der Straße und irgendwo läuft ein Hund. (im Auto)
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13 November 2011



Toronto, 1999
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12 November 2011

1498,8 km
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11 November 2011

Antwerpen. Roter Vollmond hängt zwischen den ebenso rötlich leuchtenden Lampen dicht über der Autobahn. Verloren um Eindhoven, als dann gerade wieder auf dem richtigen Weg ›Let’s take a ride, run with the dogs tonight‹ im Radio. Später die Silhouetten der sich drehenden Windräder wie sie sich kaum von der dunkelblauen Nacht abzeichnen.
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6 November 2011

»sometimes I’ve had so many different lives I forget(message from Halifax)
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2 November 2011

... durch den Dunst hindurch und dann in die sonnige aber mondliche Landschaft mit Turm. (mail an HK)
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30 Oktober 2011

»... na biste noch da? Schon weg. Irgendwo hin? Oder immer noch in deinem Zimmerchen in der Heimat. Zuhause ist immer noch am schönsten. Problemlos, einfach, simpel und ein bisschen langweilig.« (mail von CC)
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28 Oktober 2011

Es hieße immer, der Westen wäre so chaotisch gewesen, aber so ein Gewurschtel hätt es früher nicht gegeben, beschwert sich die Frau bei ihrem Gesprächspartner, der sagt, dass er aus dem Bielefelder Raum komme. (Berlin)

Später in HH, in der S-Bahn. »Deine Schuhe, die könnte ich mir auch für mich vorstellen.« Junger Mann, so Mitte 20ig (aus Berlin aber an der Oder aufgewachsen in einem Dorf wo jetzt ein Wald ist wo früher noch sein Haus – oder war es seine Schule? – stand: »Das sind aber Männerschuhe.« Vielleicht frage ich ›und?‹, vielleicht fällt mir aber auch so schnell nichts ein, denn er weiter, dass er immer gucken würde, und wenn es die Schuhe in 45 gäbe, dann wären es Männerschuhe. Ich halte meinen Fuß neben seinen: »Das ist Größe 45?« »Nein, das sei 42.« Dann steigt er aus.
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27 Oktober 2011

Im Regal bei der Schwester steht Rituale von Cees Noteboom: »Die Erinnerung ist wie ein Hund, der sich hinlegt wo er will.« heißt es auf der ersten Seite. (Berlin)
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23 Oktober 2011

Die letzten warmen Sonnenstrahlen sind weg und I. schlägt ein Feuer im Wald vor. Es geht ein Stück über den Kamm, dann rechts vom Weg ab. Der alte Wolfshund legt sich aufs Schafsfell im Moos und wird mit einem Schlafsack bedeckt. In einem alten hohlen Baumstamm sind Brennspiritus und ein paar Zweige gelagert, eine Reihe Steine sichert die kleine Feuerstelle. Es wird immer dunkler und der tiefe Ton des Uhus schwingt durch den Waldraum. Ich frage I. nach den Uhus. Er hätte einen gesehen, wie ein brauner Wollpulli hätte er über einem Ast gehangen.
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16 Oktober 2011

An den Externsteinen, der Klang der Flöte. Direkt hinter den Steinen, etwas höher gelegen als der Weg, die Stelle mit der letzten Abendsonne.
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1 Oktober 2011

Hochzeit an den Externsteinen
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29 September 2011

Indian summer unter dem Birkenbaum auf der Waldwiese. »Die wollen auch mal ein Stück vom Paradies erblicken«, sagt der fast Unbekannte und spricht von den Touristen, die den Weg entlang kommen während sie zu uns herüberblicken. (Externsteine)
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28 September 2011


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8 September 2011

Tom Burr, Modern Art
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4 September 2011

Thomas Struth, Whitechapel
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27 August 2011

Bei Regen sitzen wir im roten Auto auf dem Parkplatz. Das Baby bekommt einen Fruchtbrei und das kleine Notizbuch berichtet aus unserem Leben vor 20ig Jahren.
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21 August 2011

Ein etwas älterer Mann, der schon die ganze Zeit mit lauten Zwischenrufen die Musik stört, eckt mehr und mehr an. Der Mann mit Flöte versucht zu besänftigen, sagt, es gäbe einen Grund, warum wir alle hier wären, doch zwei der Frauen sind weniger geduldig, halt endlich deine Klappe, heißt es nur. Dem Mann neben mir gefällt die Idee, dass es einen Grund für unser Hiersein gibt und kurz werden ein paar genannt. Jemand hätte gesagt, die Steine seien die Heimat der Heimatlosen, sagt der Flötenmann und er fände, da sei was dran. Inzwischen ist der Mond aufgegangen, erst hatte er wie eine Laterne hinter den Bäumen hervorgelugt, kam dann nach und nach hervor. Heute ist Halbmond, weiß jemand mit einem großen schwarzen Hund, der zwei kleine Leuchtbänder am Halsband trägt, denn sonst würde die Nacht ihn verschlingen. (Externsteine 20.8)
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19 August 2011

Gestern Wettertanz überm Teuto. Für ein paar Minuten wird das Haus verdunkelt, zur Sicherheit.

»
Unter Wetterleuchten (mittelhochdeutsch weterleichen zu ›weter‹ (Wetter) + ›leichen‹ (tanzen, hüpfen), nicht verwandt mit leuchten, wie oft angenommen) wird meistens der Widerschein von Blitzen verstanden, wenn man die Blitze selbst nicht sieht.« (Wiki)
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17 August 2011

Die vielen kleinen Forellen schnappen nach den Brötchenkrumen, springen im Eifer fast aus dem Teich. Vor den Steinen und an den Rändern der Wege ist der Rasen frisch gemäht. Wie im Garten seien die Hecken geschnitten, meint H. und, das einzig Wilde hier seien die Steine.

Im Gegenlicht bilden die Steinzipfel eine Linie mit der Silhouette des Waldes. Die Sonne hängt in einer Mulde aus drei Tannenspitzen. Linksseitig das Stück Wiese ist lang und ungemäht, Grillenareal. Die Familie mit den drei langhaarigen Kindern hat einen großen Vater mit strohblondem Haar. Im Vorübergehen greift er nach oben in die Blätter des über den Weg ragenden Eichenastes. Auf der dämmerigen Wiese schwebt das schwarze Pferd mit seinen langen Beinen und aus einer dunklen Ecke taucht sein weißer Begleiter mit den grauen Augenringen auf.
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15 August 2011

Martha! Jennifer! Justin! – der Stein hängt voll mit bunten Kindern. Frederik! Pink Weiss Rot Blau Orange Hellblau Schwarz Lila Rot kommen sie die Stufen herunter, haben die Steine fest im Griff.
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14 August 2011


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11 August 2011

Heute quietscht und ruckelt der Kinderwagen über noch unebeneren Boden hinein in die Gegend wo früher vor Tollwut gewarnt wurde. Das Baby bekommt einen Schluckauf und nur die alten Eichen können es so richtig erfreuen während es auf dem Rücken liegend durchgeschüttelt wird.

Hier kann man noch was entdecken, sagt Alice.
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10 August 2011

»Colani lebte mal (oder lebt?) in Füchtorf (Münsterland) auf dem alten Schloß, und er stiftete Bratwürste zu einer unserer Abiturfeten (Fete hieß das damals) in seiner Nachbarschaft und gesellte sich beim Grillen dazu.« (Post von H.)
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9 August 2011

Der Kinderwagen ruckelt den schmalen Waldweg entlang, wir heben ihn über einen Ast. Die Mutter trägt das Baby auf dem Arm, beim Gehen ist es eingeschlafen. Die Lichtung ist schon besetzt. Eine junge Frau hat ein Zelt aufgebaut, wohnlich siehts aus mit Feuerstelle und Topfpflanze. Alice hält den anderen Teil der Lichtung für zu uneben also rücken wir mit Decke und Kinderwagen dem kleinen tarnfarbenen Zelt auf die Pelle. Beim Ablegen wacht das Baby auf und beschwert sich. Später ruft eine männliche Stimme aus dem Wald und die Frau vorm Zelt sagt: Der gehört zu mir. Der Neuankömmling hängt sein verschwitztes T-Shirt in den Baum und auch die Zeltfrau justiert ihr Outfit. Kurz darauf sitzt der Mann im aufblasbarem Plastiksessel neben dem Zelt. Irgendwann wird das Baby im Kinderwagen wieder wach und liegt dann zwischen uns auf der geblümten Wolldecke. Im Hintergrund sammelt der Mann Holz und schon bald verfängt sich der Rauch im Licht zwischen den Baumkronen. (1.8)

Feueralarm in Horn. Eine Minute später auch das Tatü-Tata eines Polizeiautos. (16:18) ...
Die Mutter kommt zurück vom Sport. (16:29) .
Da fahren immer noch Unfallautos, sagt die Mutter. (17:13)

Riots in London, schon seit zwei Tagen.
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8 August 2011

Sommerstürme
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7 August 2011

Am Teich, auf dem Weg Richtung Holzhausen, hat jemand eine Konstruktion aus Buch unter Schirm in einen Baum gespannt. Kurz setze ich mich auf eine der beiden Bänke und beobachte das Paar, das vorher an anderer Stelle am Ufer gesessen hatte. Der Mann fotografiert die Frau wie sie in einem der Bäume am Wasser klettert. Auf der anderen Bank sitzt ein Mann mit Gitarre, die eingepackt in einem braunen Futteral neben ihm an der Bank lehnt. Es knistert die Tüte mit Tabak, die er in der Hand hält. Das Paar steht gemeinsam im Baum und umarmt sich.
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4 August 2011

Es wird fotografiert, gerannt; im Teich badet der beige Hund mit seinem Stock und das Echo des Bellens schallt über die Wasserfläche. Von oben sehe ich den Mann auf seinem vollbeladenen Fahrrad wegfahren. Weste und bunte kurze Hose trägt er, ganz braun die Haut, den Kopf geschoren. Vor ein paar Jahren hatte er noch mit Rastahaar in seiner Hängematte gelegen, die er hier auf der Aussichtsplattform zwischen das Geländer gespannt hatte. Aus der anderen Richtung höre ich ein Platschen, aber als ich mich umdrehe, sehe ich nur noch die Ringe auf dem Wasser. Eine Frau steigt zu mir auf den Ausblickspunkt, sagt hallo, und lehnt sich ans Geländer. Unten am See packt die Gruppe mit Hund zusammen, dem Tier wird der Stock weggenommen, es bellt ärgerlich. Lass ihn ihn doch mitnehmen, höre ich. Und, wer ist das Herrchen?
(Externsteine)
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24 Juli 2011

Zum Kaffee, der Sonntagsmann, lädt mich ein und wir fahren nach Hamburg.
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8 Juli 2011

»The Perfect Book. They come with time I imagine.« (mail from R.)
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7 Juli 2011

Da almost kein richtiger Blog ist, kann man nicht kommentieren, sharen, liken oder sich sonst wie bemerkbar machen, aber eine email schreiben, das geht.

»Dein Lokbuch. Halbdistant und nahbar, beides.« (8.10.2010)
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6 Juli 2011

H. schickt einen Text von Hoyoung Sung. »Wenn ich wieder aufwache, bin ich schon weiter gekommen«, heißt es dort.
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Sommersonnenwende

An den Steinen. Gang um den See, das Tankstellenweizen mit Blick auf den Teich. Am Felsengrab wird getrommelt. Abendsonne. Ein Vater lässt sein Kind am Stein klettern, es sieht gewagt aus. Dann, oben auf den Steinen, der Blick über den Teuto und auf die Waldwiese mit dem Baum. Versteckt das Feuer, die Bullen kommen, ruft doch tatsächlich jemand als ein Polizeiauto zwischen den Steinen auftaucht aber es fährt nur langsam vorüber.

Ein Kabel wird am Stein hinuntergelassen, eine britische Künstlerin lässt einen Film drehen, hier an den Externsteinen. Schwierig sei es mit der Genehmigung gewesen, darum drehten sie erst heute, einen Tag nach der Sommersonnenwendennacht. Eine Lampe soll den Stein gegenüber beleuchten, erst strahlt sie rot, dann eher gelblich, dann ist der Strom erstmal wieder weg.

Später laufen wir auf das Feuer zu. Als wäre ich nie weg gewesen, als säßen sie immer noch da, meint der Motorradmann. Seit gestern oder seit 20 Jahren?, frage ich und während wir hören wie sich die Trommler die Rhythmen zuspielen, trägt tanzend eine Frau ein paar Äste zum Feuer.
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Aline & Johnny, Brighton Johnny Brighton

Aline & Johnny. Brighton, 2010
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5 Juli 2011

Schneller als Moskau selber lernt man Berlin von Moskau aus sehen. (...) Es ist mit dem Bilde der Stadt und der Menschen nicht anders als mit dem der geistigen Zustände: die neue Optik, die man auf sie gewinnt, ist der unzweifelhafteste Ertrag eines russischen Aufenthaltes. (W. Benjamin, Denkbilder)
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29 Juni 2011

Wir halten für einen Kaffee mit laufendem Motor. Ich verstehe nicht sofort, dass ich den Becher halten soll, er meint, er nuschele deswegen hätte er wohl auch die Zahnspange. – Sie wüsste nicht, dass er käme. – Ob er sie mitnähme? – Ja, er nähme sie mit. Ihre Familie sei dagegen, seine stehe inzwischen hinter ihm. Später gebe es ein sogenanntes Versöhnungsfest wo man Geschenke mitbrächte, Gold und so. – Muss man gleich heiraten? – Ja, bei uns sei das anders, wir würden erst ewig Praktikum machen. (Mfg Berlin–Bad Salzuflen)
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27 Juni 2011

»I went back to our old neighborhood yesterday, almost, as I visited Hampstead Heath. A band was waiting for me, live in the park, jazz and swing, perfect opportunity for dancing, too bad none of us can dance.« (mail from I.)

Das sei doch auch ein guter Titel, sagt Anne und wiederholt: Eine rote Rose im Pazifik und ich kam da lang, während sie vor sich auf die Tischfläche blickt, als stelle sie sich die Zeilen schon auf Papier vor. (Berlin)
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Moorlage

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Das Haus bekommt eine neue Wasserleitung, wird jetzt nicht mehr von der Henkelstraße aus versorgt, sondern an den Kreislauf der Moorlage angeschlossen. Neben mir vibriert die Wand.
2
Ihr rötliches Licht sendet die Straßenlaterne an den Nussbaum und der wirft sein Windschattenspiel an die Dachschräge über mir. Um 1 Uhr gehen die Lichter aus.
3
Nur noch ein paar Tannen sind übrig, die den Garten zur Straße hin eingrenzen. Die kamen auch noch weg, heute Nacht im Traum, doch beim Aufwachen das Tösen aus Tannenrichtung war die Arbeit an der Wasserleitung. (14.6.2011)

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3 Juni 2011

»I had coffee with Rebecca today in the sunny and hot garden. A big fire is making the air smelly at Hackney Wick. The book I mentioned was: The Art of Travel by Alain de Botton.« (mail from I.)
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4 Mai 2011

»juri, der kater aus der geschichte ist auch umgezogen, zu dagmars eltern, und er ist zu einem draussen-kater geworden, der mit anderen katern krawall macht und seine beute mit nach hause bringt.« (Post von Ch.)
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3 Mai 2011

Am Morgen hatte er es nicht geschafft aufzustehen, zu müde sei er gewesen, sein Schlafrhythmus bereits seit Jahren ganz verschoben, eigentlich seit der Zeit, als er so manche Nacht an der Hochschule durchgearbeitet hatte, verfangen in einer Zeichnung, die er sich am Morgen meist doch zerstört hatte. Eine richtige Sucht wäre das, hatte ihm sein Professor damals gesagt. Und jetzt sei es fast Abend, zu spät um noch mit dem Bus hinaus in die umliegende Landschaft zu fahren, lieber wolle er in der Gegend bleiben, da gäbe es eine landschaftlich reizvolle Stelle, aber wahrscheinlich sehe es da auch schon wieder ganz anders aus als noch vor ein paar Tagen als die Kirschbäume dort noch in zauberhaft weißer Blüte standen.
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25 März 2011, 15:57

In der Henkelstraße, die ein Stück entlang des elterlichen Gartens läuft, sind gerade die Bauarbeiten zuende gegangen; das heißt wohl in Horn ist jetzt Wochenende. (mail an H.)
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Ostern

Der Abend ist lau, den schmalen Fußweg laufen wir entlang. Das Osterfeuer ist etwas höher gelegen mitten im Acker und strahlt auf seine Besucher. Es knistert verführerisch, sagt, schlagt euch zu lieben ins Feld, in die Büsche. Die Besucher lassen sich nicht locken, gucken bedacht in die Flammen und im Zeitraffer zieht das Leben an ihnen vorüber.
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19 Juni 2011

»hey schreib mal wieder was in dein /almost« (14.4.)

»Und was ist nun mit almost?!« (17.6.)

So frisch zurück aus der gewaltigen Stadtlandschaft, unterwegs im Auto durch die Lipperhügel und dann im Radio ein Stück von Zauber Wunder keine Namen verschwinden vor den Augen – da ist für einen Augenblick alles glasklar, alles macht Sinn. (Pfingsten)

»Ist das der Wolkenwegschiebersong?« (14.6.)

Auf der Tanzfläche gibt es nichts zu sagen.
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